Von der Drud bis zum Poltergeist - Urbane Legenden aus der ganzen Welt, Teil 1

Du hast sicherlich auch schon einmal von urbanen Legenden gehört. In dieser Reihe stellen wir dir die bekanntesten von ihnen vor!
Urbane Legenden sind zumeist spannende Geschichten, welche folkloristische Elemente beinhalten. Sie verbreiten sich schnell in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft. Die Erzählungen werden meist auf dramatische Art und Weise vorgetragen, als ob es sich dabei um wahre Ereignisse handelt, die mit echten Menschen verbunden sind. Obwohl sie in Wahrheit zu 100% ausgedacht sein könnten.
Oft werden den Legenden lokale Eigenheiten hinzugefügt, doch komischerweise kann man verschiedene Versionen der exakt gleichen Geschichte auf der ganzen Welt hören. Urbane Legenden tragen oft eine Warnung in sich oder beinhalten eine gewisse Bedeutung, welche die Menschen dazu motiviert, sie zu erhalten und weiter zu verbreiten. Das einzige, was alle düsteren Legenden gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie vielen Menschen bereits zahlreiche schlaflose Nächte bereitet haben.
Die Drud
Hast du schon einmal etwas von der Drud gehört? Sie ist eine uralte weibliche Gestalt des deutschsprachigen Sagentums. Die Drud kennt mehrere Namen und Bezeichnungen, so unter ihnen zum Beispiel Trut, Nachtmahr oder Waldriderske. Als alter Elementargeist zählt jene zu den Druckgeistern. Die Bedeutung dieser Kategorie leitet sich nachfolgend aus deren Gebaren ab.
Als Druckgeist kommt die Drud des Nachts zu dem Schlafenden und setzt bzw. legt sich auf dessen Brust. Wer sich nun zunächst über nächtlichen, weiblichen Besuch freut, muss enttäuscht werden, da jenes setzen bzw. legen als Folge Atemnot nach sich zieht, welche im äußersten Fall zum Tode führt. Da jene für ihr Verlangen „drücken“ zu müssen jedoch nichts können, ist die Meinung der Drud gegenüber zweigeteilt. Zwar beschert sie einem selbst Unglück, doch auch sie selbst ist vom Unglück befallen, ihre Tat zwangsweise ausführen zu müssen.
Schützen kann man sich gegen diesen Elementargeist durch einen Drudenfuß.
Der Würgende Dobermann
Diese urbane Legende stammt aus Sydney, Australien, und erzählt die bizarre Geschichte eines würgenden Dobermannes.
Eines nachts kam ein Pärchen, das viel zu viele Drinks hatte, nach Hause und fand ihren Hund würgend im Wohnzimmer vor. Den Mann ergriff Panik und er fiel in Ohnmacht. Doch die Frau entschied, ihren alten Freund, einen Veterinär, anzurufen, und vereinbarte, das Tier in die Tierklinik zu bringen.
Nachdem sie den Hund abgegeben hatte, ging sie nach Hause, um ihren Mann ins Bett zu bringen. Plötzlich klingelte das Telefon. Der Tierarzt am anderen Ende schrie hysterisch ins Telefon, dass die beiden sofort aus dem Haus verschwinden sollten. Also verließ das Paar, ohne einen Schimmer davon, was los war, das Haus so schnell wie möglich.
Als sie nun die Treppen herunterkamen, wurden sie bereits von mehreren Polizeibeamten empfangen, die ihnen entgegenkamen. Als die Frau fragte, was denn los sei, sagte man ihr, dass der Hund wegen eines menschlichen Fingers gewürgt hatte und dass ein Einbrecher sich noch im Hause befinden müsse. Bald darauf wurde der frühere Besitzer des Fingers bewusstlos im Schlafzimmer des Pärchens gefunden.
Der Hund ist und bleibt doch der beste Freund des Menschen und der größte Feind des Einbrechers.
Der Poltergeist
Im Bereich der Parapsychologie, in welchem wir uns unmissverständlich befinden, werden Poltergeister mit dem plötzlichen Auftreten von Phänomenen beschrieben, wie Klopfgeräusche, elektrische Störungen oder Bewegungen materieller Gegenstände. Lassen sich durch wissenschaftliche Methoden heutzutage viele dieser Erscheinungen durch Naturphänomene deuten, findet auch hier die Rationalität ihre Grenzen.
Anerkannte amerikanische Parapsychologen sind zu dem Schluss gekommen, dass viele der Phänomene zustande kommen, wenn sich die Anspannung pubertierender oder medial veranlagter Jugendlicher in materieller Form entlädt. Hierbei spricht man von wiederkehrender spontaner Psychokenese, kurz RSPK (Recurrent Spontaneous PsychKinesis). Dies nimmt der Grundlage den Glauben, ein Poltergeist wäre ein selbstständig agierendes, denkendes Wesen, sondern ist lediglich eine Projektion seiner eigenen Angst sowie seelischen Anspannung. Mehrere Vorkommnisse wurden dokumentiert, wobei sich der Rosenheim-Spuk als besonderer Fall kristallisierte.
Ort des Geschehens war die Anwaltskanzlei Adam in Rosenheim, bei welcher sich folgende Phänomene abspielten. Leuchtstoffröhren explodierten, sowie drehten sich, ohne äußere Einwirkung, um 90 Grad aus ihrer Fassung, Sicherungsautomaten lösten ohne erkennbaren Grund aus, Flüssigkeit des Kopiergerätes wurde durch den Raum gespritzt und die damalige Nummer der Telefon-Zeit-Ansage „0199“ wurde in wenigen Minuten über 60 Mal angerufen, ohne dass jemand das Telefon bediente.
Nachdem Anwalt Adam diese Geschehnisse meldete, schalteten sich die Rosenheimer Stadtwerke ein, die die elektrischen Spannungsstörungen zwar messen, aber nicht erklären konnten. Als sich daraufhin Phänomene ohne jeglichen Bezug zu Elektrizität (Drehen von Bildern, Verrücken von Schränken, usw.) zeigten, war die herkömmliche Wissenschaft am Ende ihres Lateins.
Professor Hans Bender, damals leitender Wissenschaftler des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, wurde zu Rate gezogen, welcher den Ursprung des Poltergeistes finden konnte. Da die Störungen stets nur auftraten wenn die junge Anwaltsgehilfin Annemarie S. am Ort des Geschehens war untersuchte er diese näher. Es konnte festgestellt werden, dass sie unter psychischer Labilität leidet, sowie eine hohe kurzfristige Erregbarkeit und geringe Frustrationstoleranz besitzt.
Das Mädchen gab damals ihr Arbeitsverhältnis bei der Kanzlei auf, woraufhin die Vorkommnisse schlagartig verschwanden…
Der lebensmüde Freund
Diese sehr bekannte düstere Legende, die man auch unter dem Namen „Der Tod des Freundes“ kennt, hat sehr viele verschiedene Varianten und wurde als allgemeine Warnung interpretiert, sich nicht zu weit von der Sicherheit seines Zuhauses zu entfernen. Diese Version führt uns nach Paris in den 1960er Jahren.
Ein Mädchen und ihr Freund, beide Universitätsstudenten, haben Sex in seinem Wagen. Sie haben in der Nähe des Rambouillet Waldes geparkt, damit sie von niemandem gesehen werden. Als sie fertig waren, stieg er aus, um frische Luft zu schnappen und eine Zigarette zu rauchen. Sie blieb indes in der Geborgenheit des Autos und wartete auf ihn.
Nach fünf Minuten stieg auch sie aus dem Wagen, um nach ihm zu sehen. Plötzlich sah sie einen Mann in den Schatten. Verängstigt stieg sie wieder ins Auto und hörte dabei ein ganz schwaches Quietschen, welches sich immer wieder wiederholte.
Nach einigen Sekunden entschied sich das Mädchen, dass sie keine andere Wahl hätte, als wegzufahren. Sie trat das Gaspedal ganz durch, doch bewegte sich nicht von der Stelle. Jemand hatte ein Seil von der Stoßstange des Wagens an einen nahegelegenen Baum gebunden.
Schließlich trat das Mädchen noch einmal mit aller Kraft auf das Gas und fuhr los, als sie plötzlich einen lauten Schrei hörte. Sie stieg aus und sah zu ihrem blanken Entsetzen ihren Freund tot am Baum hängend. Es stellte sich heraus, dass das Quietschen, dass sie gehört hatte, von seinen Schuhen kam, die über das Autodach schabten und mit denen er verzweifelt versucht hatte, auf sich aufmerksam zu machen.
Die Frau mit dem aufgeschlitzten Mund
Diese urbane Legende erzählt von einer Frau, die ihren Ehebruch auf entsetzliche Art und Weise bezahlen musste und deren Geist nun die Menschen in Japan heimsucht.
Japaner berichten in ihren Legenden von einer Frau namens Kuchisake-Onna, die auch als die Frau mit dem aufgeschlitzten Mund bekannt ist. Einige behaupten, sie sei die Frau eines Samurai gewesen. Eines Tages betrog sie ihren Ehemann mit einem jüngeren und besser aussehenden Mann. Als der Gehörnte zurückkehrte und den Betrug bemerkte, nahm er sein Schwert voller Wut und schlitzte ihr den Mund von einem Ohr zum anderen auf.
Einige Menschen sagen, dass die Frau verflucht wurde, niemals zu sterben und nun immer noch die Welt durchwandert, damit die Leute ihre grauenhaften Narben sehen und sie bemitleiden können. Wieder andere behaupten, Menschen zu kennen, die tatsächlich eine sehr hübsche junge Frau gesehen haben, die sie danach fragte, ob sie hübsch sei. Antworteten sie positiv auf ihre Frage, riss sich die Frau ihre OP-Maske ab und zeigte ihnen ihre fürchterliche Wunde im Gesicht. Nun stellte sie diesen Menschen noch einmal die Frage, ob sie hübsch sei, und sollten die Gefragten nun negativ reagieren, würden sie einen schrecklichen Tod durch die Hände von Kuchisake-Onna erleiden.
Man kann dieser Legende zwei Moralen zuordnen. Erstens, ein Kompliment kostet nichts. Und zweitens ist Höflichkeit nicht immer die beste Strategie.
Diese sehr bekannte urbane Legende wurde unter dem Titel „The Slit-Mouthed Woman“ im Jahre 2005 verfilmt.
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